Auf diesem Hintergrund hatten das CSD-Orga-Team Karlsruhe und die örtliche Queeramnesty-Gruppe gleichzeitig die Idee, für den Pride im Juni 2018 sowohl das Thema Menschenrechte für LGBTI wie auch den Umgang damit in Karlsruhe und den beiden Partnerstädten Nancy in Frankreich und Krasnodar in Russland in den Mittelpunkt zu stellen. Dazu konnten, nach einigem organisatorischen Aufwand im Hinblick auf Russland, sechs Vertreter der Gruppe Revers aus Krasnodar und drei Gäste aus Nancy, der LGBTI-Beauftragte der Stadt sowie Vertreter der LGBTI-Gruppen Le Kreuji und L'Autre Cercle, nach Karlsruhe eingeladen werden.
Dieser trinationale Aspekt wurde besonders deutlich bei einem Informationsabend im ZKM (Zentrum für Kunst und Medientechnologie), bei dem über die Menschenrechtssituation von LGBTI in den jeweiligen Ländern informiert wurde und es anschließend zu einer regen Diskussion kam, wobei das Hauptinteresse der schwierigen Situation in Russland galt. Höhepunkt des CSD Karlsruhe war die Parade durch die Stadt, die den jungen Aktivisten aus Krasnodar wohl zum ersten Mal Gelegenheit gab, das Demonstrationsrecht und Versammlungsrecht wahrzunehmen und frei ihre Meinung kund zu tun.
Queeramnesty Karlsruhe hatte in Zusammenarbeit mit dem CSD-Orga-Team im Vorfeld Slogans entworfen, die auf Menschenrechtsverletzungen an LGBTI-Menschen auf der ganzen Welt hinwiesen. Verteilt über den gesamten Demonstrationszug und die 36 teilnehmenden Gruppen machten die 50 Plakate eindrücklich auf die unerträgliche rechtliche und gesellschaftliche Lage von LGBTI auf der ganzen Welt aufmerksam.
Auf der Bühne des CSD Familienfestes auf dem Stefanplatz gab es im Anschluss daran für beide eingeladenen Städtevertreter nochmals Gelegenheit in einem politischen Statement die Lage von LGBTI-Menschen in Frankreich und Russland zu umreißen. Schirmherrin des CSD war die transsexuelle Bundesrichterin Prof. Dr. Johanna Schmidt-Räntsch, die bei allen drei Veranstaltungen präsent war und auf der Bühne des CSD ein Grußwort sprach.
Das insgesamt mehrtägige Programm für die angereisten Vertreter*innen aus den Partnerstädten wurde großzügig u.a. von der Stadt Karlsruhe und Amnesty International unterstützt.
Der Bürgermeister von Nancy hat sich noch während des CSD dazu bereit erklärt, 2019 Karlsruhe und Krasnodar zum Idahot nach Frankreich einzuladen und so diese trinationale Zusammenarbeit fruchtbar weiterzuführen.
Alle Beteiligten fanden die Idee, Städtepartnerschaften in den Fokus der Menschenrechtsarbeit zu stellen, sehr bereichernd und anregend. Im Hinblick auf Russland bleiben noch viele Fragen offen und viel zu tun. Für die Gruppe Revers steht sicherlich im Vordergrund, ihr Anliegen einem großen Publikum deutlich gemacht zu haben, die breite Resonanz in den Medien und, was besonders wichtig ist, eine Stärkung des Selbstbewusstseins der Gruppe, um in einem schwierigen politischen Umfeld den Kampf für Menschenrechte im Bewusstsein der Solidarität mit anderen weiterzuführen.