Amnesty International – Pressemitteilung
"Ohne internationale Solidarität fürchten wir, dass Marielles tragischer Mord nicht gesühnt wird. Wir müssen weiter mobilisieren, um den brasilianischen Behörden zu zeigen, dass die Menschen hier und auf der ganzen Welt nicht ruhen werden, bis Gerechtigkeit erreicht ist ", sagte Jurema Werneck, Exekutivdirektorin von Amnesty International Brasilien. "Jeder Tag, an dem es keine Entwicklungen gibt, lässt neue Zweifel an der Wirksamkeit der Untersuchung aufkommen. Wir können nicht zulassen, dass dieser Fall ungelöst bleibt. Wer hat Marielle und Anderson getötet und wer hat den Mord angeordnet? Diese Fragen dürfen nicht unbeantwortet bleiben."
"Wir schätzen die Ernsthaftigkeit, mit der die Untersuchung durchgeführt wurde, und wir hoffen, dass es so weitergeht, bis wir eine konkrete Antwort bekommen, nicht nur für die Familie, sondern für die ganze Welt. Wir müssen weiter kämpfen", fügte Marielles Mutter Marinete da Silva hinzu.
Marielle, eine prominente Menschenrechtsverteidigerin, hat sich für LGBTI und die Rechte der schwarzen Frauen eingesetzt, sowie gegen Polizeimissbrauch und extralegale Hinrichtungen in den Favelas von Rio de Janeiro. Sie wurde 2016 in den Stadtrat gewählt und wenige Tage vor ihrer Ermordung wurde sie zur Berichterstatterin einer Kommission ernannt, die das Eingreifen der Bundesbehörden in die öffentliche Sicherheit von Rio de Janeiro überwachen soll.
Marielle und Anderson wurden getötet, als sie am 14. März von einer öffentlichen Debatte nach Hause fuhren. Mindestens 13 Schüsse wurden abgefeuert, vier Kugeln trafen Marielle im Kopf. Jüngste Berichte in der brasilianischen Presse gaben an, dass fünf Sicherheitskameras, die den Vorfall erfasst hätten, am Tag vor ihrem Tod ausgeschaltet wurden.
"Solange wir die Stärke haben, werden wir Gerechtigkeit fordern, und wir werden das tun, indem wir die Straßen und öffentlichen Plätze besetzen. Meine Schwester war Teil des Widerstandes und so werden wir das auch bis zum Ende sein", sagte Marielles Schwester Anielle Francisco da Silva.
"Sie hatte keine Angst. Sie hätte sich nie versteckt. Sie war an vorderster Front und sah sich mit allem konfrontiert. Sie war sehr tapfer und mutig. Wer sie getötet hat, war das Gegenteil", fügte Marielles Vater Antonio Francisco da Silva Neto hinzu.
Marilles Ermordung hat massive Demonstrationen in Brasilien und auf der ganzen Welt hervorgerufen. Mehr als 12.000 Menschen haben eine Petition von Amnesty International unterzeichnet, in der eine unabhängige und unparteiische Untersuchung gefordert wird.
"Diejenigen, die Menschenrechtsverteidiger_innen töten, wollen uns zum Schweigen bringen. Straflosigkeit verstärkt diesen schrecklichen Kreislauf der Gewalt und bringt Aktivist_innen und Anführer_innen in Gefahr. Wir fordern die Behörden auf, sicherzustellen, dass die Untersuchung gründlich und effektiv ist, und wir fordern alle auf, unsere Petition zu unterschreiben, um die Forderungen nach Gerechtigkeit zu unterstützen. Das sind wir uns und Marielle schuldig", sagte Jurema Werneck.