In der Ausstellung werden kurz und bündig wichtige Stationen in der Entwicklung von Queeramnesty Deutschland dargestellt. Was 1996 in Berlin mit der Gründung als "Aktionsgruppe Homosexualität" bei der deutschen Amnesty Sektion begann, sind heute bundesweit mehrere lokale Amnesty-Gruppen, die sich einsetzen für die Menschenrechte von LGBTI weltweit. In 2000 wurde der Name in MERSI (Menschenrechte und sexuelle Identität) geändert. Mit ihrer Umbenennung in Queeramnesty im Jahre 2012 schließlich dokumentierte die Themenkoordinationsgruppe die Erweiterung ihres Mandates hin zum Einsatz für Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Intergeschlechtlichen Menschen.
Das Herz der Ausstellung besteht aus Porträts afrikanischer LGBTI-Aktivist*innen aus Kamerun, Uganda, Kenia und Südafrika, die sich zum Teil unter Gefährdung ihres Lebens und ihrer Freiheit für die Menschenrechte von LGBTI in ihrem jeweiligen Land einsetzten. Kamerun, Uganda und Kenia stehen für Staaten, in denen gleichgeschlechtliche Handlungen mit exorbitant hohen Haftstrafen geahndet werden. Südafrika weist zwar weltweit eine der vorbildlichsten Verfassungen für LGBTI-Menschen auf, hat aber immer wieder mit Gewalttaten wie Morden an Lesben zu kämpfen. Die Homophobie dieser Länder liegt in ihrer kolonialen Vergangenheit begründet. Die Kolonialmächte zwangen den kolonisierten Regionen ihre Strafgesetze auf, gerade weil diese als Orte für "unnatürliche Vergehen" angesehen wurden. Da die meisten afrikanischen Länder ihre Unabhängigkeit in den 1950ern und 1960ern erlangten, übernahmen sie die zu diesem Zeitpunkt noch existierenden homophoben Gesetze der Kolonialmächte, die wiederum erst später homosexuelle Handlungen entkriminalisierten.
Seitdem sich die "Aktionsgruppe Homosexualität" bereits vor 20 Jahren für LGBT-Aktivist*innen in Simbabwe eingesetzt hatte, blieb Subsahara-Afrika eine Schwerpunktregion in der Arbeit von Queeramnesty Deutschland. Für ihr mutiges Engagement und die Arbeit der von ihr gegründeten Organisation ADEFHO (Association pour la Défense de l'Homosexualité) erhielt die kamerunische Menschenrechtsanwältin Alice Nkom 2014 in Berlin den Menschenrechtspreis von Amnesty Deutschland überreicht und berichtete auf einer anschließenden Speakerstour in mehreren Städten Deutschlands von den Menschenrechtsverletzungen an LGBT in ihrem Land. Alice Nkom wird in der Ausstellung ausführlich porträtiert.
Dass die Ausstellung in Karlsruhe starten konnte, ist den guten Beziehungen zwischen den Partnern der Lokalszene zu verdanken. Seit Jahren bestehen enge Kontakte zwischen dem Staatstheater Karlsruhe und Amnesty Karlsruhe, seit einiger Zeit auch zu Queeramnesty Karlsruhe. Ein besonderer Dank geht daher an das Staatstheater Karlsruhe und an seinen Chefdramaturgen Jan Linders, der sich persönlich dafür stark gemacht hatte, dass die Ausstellung zwei Monate lang an prominenter Stelle im Haus gezeigt wird.
Etwa 40 Gäste erschienen zur Ausstellungseröffnung am 07.10.2017 im Foyer des Staatstheaters. Organisiert wurde diese durch die engagierte lokale Queeramnesty Gruppe Karlsruhe mit Unterstützung des Amnesty-Bezirks Karlsruhe und Frankfurt. Die Bezirkssprecherin von Amnesty Karlsruhe, Catherine Devaux, begrüßte die Gäste und Herr Linders unterstrich, dass es dem Staatstheater ein besonderes Anliegen sei, die Arbeit Amnestys zu unterstützen. Die Gäste lauschten gespannt, als Queeramnesty dann in die Thematik der Ausstellung einführte und schauten sich anschließend interessiert die Exponate an.
Die Ausstellung ist im Staatstheater Karlsruhe noch bis Anfang Dezember zu sehen, dann geht sie auf Wanderschaft durch Deutschland.