Siu-fung Law, 27 Jahre alte/r (Stand November 2017) Bodybuilder_in aus Hong Kong
Siu-fung Law, 27 Jahre alte/r (Stand November 2017) Bodybuilder_in aus Hong Kong © Robert Jon Godden

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Der queere Bodybuilder Siu-fung Law gehörte zum erfolgreichen Bewerberteam von Hongkong, das die Gay Games 2022 gewonnen hat.

Hongkong wird die erste asiatische Stadt sein, die die weltweit größte internationale Sport- und Kulturveranstaltung mit Sportler*innen und Künstler*innen mit unterschiedlicher sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität und Geschlechtsausdruck veranstaltet, durch die hoffentlich eine Katalysatorwirkung für LGBTI-Rechte in ganz Asien ausgehen wird.

Siu-Fung wurde weiblich geboren und ist sozial männlich. Er hatte keine Operation zur Geschlechtsangleichung und konkurriert in der Kategorie Bodybuilding für Frauen. Hier erzählt er von seiner Erfahrung als Trans*-Athlet, dem Kampf für Trans*Rechte in Hongkong und seinen Hoffnungen auf die Gay Games.

"Wenn es um das Geschlecht geht, ist Bodybuilding ein paradoxer Sport, besonders für Bodybuilderinnen. Es schafft die muskulösesten Frauen, reguliert aber gleichzeitig, was Weiblichkeit ist. Wenn wir auf der Bühne stehen, werden wir nicht nur nach unseren Muskeln beurteilt - wir müssen unsere Haare machen, Make-up auftragen und einen bestimmten Bikini tragen."

"Ich habe meine Weiblichkeit unterdrückt, aber durch Bodybuilding habe ich gelernt, meine weibliche Identität und meine Männlichkeit zu lieben. Ich denke, wir haben alle beide Seiten, aber die Gesellschaft erwartet von uns, dass wir die meiste Zeit eine Seite unterdrücken."

"Mich selbst sehe ich weder als Mann noch als Frau. Ich möchte nicht durch eine binäre Geschlechterkonstruktion, die die Gesellschaft uns auferlegt, beschränkt sein. Bodybuilding erlaubt mir, diese Grenzen zu erforschen und zu überschreiten."

"Vor meinem ersten Wettbewerb war es eine große Herausforderung für mich, einen Bikini zu tragen und auf der Bühne sicher aufzutreten, da ich als Mann gesehen werden wollte. Es gelang mir, die binären Etiketten, die wir Kleidungsstücken geben, abzustreifen und den Bikini als Kostüm zu behandeln. Jetzt finde ich es aufregend, schöne Bikinis auf der Bühne zu tragen, wenngleich ich keinen am Strand tragen würde."

Kampf um Geschlechtsidentität und Sexualität

"Ich habe lange Zeit mit meinem Geschlecht und meiner Sexualität gehadert. Ich habe mehrere Selbstmordversuche unternommen, weil ich das Gefühl hatte, total allein auf der Welt zu sein. Es gab kaum Darstellungen von Trans* in den Medien und die wenigen waren überwiegend negativ."

"So viele Menschen haben immer noch Angst, sich zu outen. Und wenn sie sich outen, ist die Antwort gemäß traditioneller chinesischer Werte oft: "Es ist ok, dass Sie wissen, wer Sie sind, aber erzählen Sie es nicht anderen"."

"Viele Familien sind konservativ und werden ihren Sohn oder ihre Tochter nicht als Trans* akzeptieren. Bevor Trans*-Personen sich outen, haben sie oft lange gekämpft. Sie müssen finanziell unabhängig sein für den Fall, dass sie aus dem Haus geworfen werden, wenn sie es ihrer Familie erzählen."

Coming out in meiner Familie

"Ich habe mich in dem engen Sinne nie meiner Familie gegenüber geoutet. Ich erzählte ihnen allmählich immer mehr über mich. Meine Eltern sind sehr konservativ, aber unterstützend. Ich werde immer ihre Tochter sein und sie akzeptieren, dass ich anders bin. Es ist eine allmähliche Akzeptanz."

"Mein Vater hat mir gesagt, dass ich einen schwierigen Weg gewählt habe, und er macht sich Sorgen, ob ich genug Freunde haben werde. Das sind die Sorgen, die alle Eltern teilen. Vor einigen Jahren fragte er mich, welche Toilette ich nutze, als er realisierte, welche Probleme das für mich haben könnte. Jetzt gehen wir auf die gleiche Toilette. Er hat auch angefangen, seine Kleidung mit mir zu teilen, und akzeptiert, dass es normal ist, dass ich mich sozial männlich anziehe. Meine Familie versucht mich als das zu akzeptieren, was ich bin."

"Als ich mit dem Bodybuilding anfing, hat meine Mutter es wirklich gehasst. Sie sagte, dass Muskeln für Männer und nicht für Frauen seien. Sie erzählte Verwandten, dass ich mich auf einen Wettkampf vorbereite und danach wieder "normal" aussehen werde. Das änderte sich letztes Jahr, als ich meinen ersten Wettbewerb in Hongkong hatte und sie dabei sein wollte. Ich wurde Vierter und sie kam anschließend hinter die Bühne und sagte mir, dass ich hätte gewinnen müssen, da ich die meisten Muskeln hätte."

Herausforderungen für Trans* Menschen in Hongkong

"LGBT-Menschen stehen unterschiedlichen Herausforderungen gegenüber, werden aber oft in einen Topf geworfen. Für die Trans*-Community stellt das größte Hindernis die mangelnde Akzeptanz der Mainstream-Gesellschaft dar."

"Am Arbeitsplatz, wenn Sie arbeiten und Ihr Geschlecht ändern wollen, sind viele Unternehmen nicht bereit, das zu akzeptieren. Oft muss eine Trans*-Person ihren Job aufgeben, um operiert zu werden, und dann einen neuen Job finden. Die Situation ist besser geworden, aber Stigmatisierung und Missverständnisse am Arbeitsplatz existieren immer noch. Wenn eine männliche zu weibliche Trans* Person die Toilette für Frauen benutzt, kommt es zu vielen Beschwerden der Kolleginnen."

"Dies unterstreicht die Notwendigkeit von Antidiskriminierungsgesetzen für LGBT-Personen in Hongkong. Es sollte nicht das einzige Ziel sein, aber es ist ein wichtiger grundlegender Schritt. Die Diskriminierung wird nicht verschwinden, aber wir haben zumindest eine Grundlage, um uns selbst zu schützen, und es sendet eine starke Botschaft an die ganze Gesellschaft.

"Die Leute fragen, ob die LGBT-Gemeinschaft besondere Privilegien wünscht, aber alles, was wir fordern, ist Gleichberechtigung. Liebe ist Liebe, unabhängig von Geschlecht oder Sexualität. Wir müssen Vielfalt und Unterschiedlichkeit feiern."

"Ich bin optimistisch, da junge Menschen offener für Vielfalt und Akzeptanz von Unterschieden sind. Neue Medien helfen jungen Menschen dabei, Trans* Personen besser zu verstehen. In zehn Jahren werden wird diese neue Generation in der Regierung sein, daher sind die Aussichten auf lange Sicht positiv."

Unterstützung der Gay Games

"Obwohl es erst in fünf Jahren sein wird, freue ich mich schon jetzt darauf, an den Spielen in meiner Heimatstadt teilzunehmen. Es wird ein wichtiger Meilenstein für die LGBT-Bewegung in Hongkong und Asien sein. Ich hoffe, dass es sowohl LGBT-Personen als auch die breitere Gemeinschaft ermutigen wird, Sport zu treiben, aber auch, dass Sport eine Plattform zur Förderung von Menschenrechten und Gleichberechtigung ist."

"Für Bodybuilding hoffen wir, dass es eine zusätzliche Kategorie neben Mann und Frau geben wird, entweder Trans* oder eine Kategorie, bei der man sich nicht zuordnen muss. Dies würde eine positive Botschaft an die Trans*-Community in Asien senden."

"Wir hoffen, dass die Regierung von Hongkong sich hinter die Spiele stellen wird und dass öffentliche Sportstätten genutzt werden können. Bislang war die Regierung sehr vorsichtig und zweideutig und behauptete, sie unterstütze die Gleichheit, es solle aber nicht so aussehen, als bevorzuge sie bestimmte Gruppen."

"Es muss mehr Sichtbarkeit und Darstellung von Trans*-Menschen in der Mainstream-Gesellschaft geben, vor allem um diejenigen zu unterstützen, die Probleme haben. Ich hoffe, dass alle, die mit ihrem Geschlecht und ihrer Sexualität hadern, erkennen, dass sie nicht alleine sind und niemals alleine sein werden."

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