Nachdem sie abends mit ihren Freunden ausgegangen war, befand sie sich auf dem Weg nach Hause, als sie angegriffen, vergewaltigt, niedergestochen und wiederholt geschlagen wurde, bevor ihr Körper später in einen Abwasserkanal geworfen wurde. Ihr Gesicht wurde so verstümmelt, dass sie nicht mehr zu erkennen war. Wegen ihrer sexuellen Orientierung starb sie einen grausamen Tod und wurde zu einem weiteren Opfer dessen, was zuweilen als „korrigierende Vergewaltigung“ (corrective rapei) bezeichnet wird.
In Südafrika kommt es vermehrt zu Diskriminierung, Vergewaltigungen aus Hassii und Folter von Individuen, die nicht den normativen Vorstellungen von Geschlechterrolle oder sexueller Orientierung entsprechen. Während es keine offiziellen Statistiken zu Verbrechen aus Hass (hate crime) an Lesben gibt, so sind doch genug Vorfälle öffentlich bekannt gewordenen, um auf breiter Front Alarm zu schlagen. Homophobes und transphobes Verhalten ist weit verbreitet und das Leben vieler lesbischer, schwuler, bisexueller, transgender und intersexueller (LGBTI) Menschen endet tragisch aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und weil sie sich dafür entscheiden, ihre Sexualität offen zu leben. In einigen Gegenden, insbesondere in den Townships, wird man als Lesbe wie ein Tier behandelt, als wäre man ein Alien oder krank. Den Angaben von Bontle Khalo (der Sprecherin von EPOC) zufolge, sind jeden Monat bis zu 10 Opfer von Vergewaltigungen aus Hassiii an Lesben zu beklagen. Das sind jedoch nur die bekannten Fälle, da die Polizei dieser Art von Verbrechen wenig Aufmerksamkeit schenkt. Es findet sich der Glaube, dass die Vergewaltigung einer Person eine Heilungsmethode sein kann, um die sexuelle Orientierung durch Zwang zu verändern oder zu korrigieren, ähnlich der irrigen Vorstellung, dass die Vergewaltigung eines Kleinkinds von HIV heilt. Gewalt und sexueller Missbrauch sind Themen, die noch immer tabuisiert und in der Gesellschaft verschwiegen werden und oft hinter verschlossenen Türen stattfinden. Die erste Reaktion auf Vergewaltigungen aus Hass ist darum Gleichgültigkeit, beeinflusst von der Rolle, die die Religion spielt, moralischem Konservatismus, sowie der Regierung und ihrer Einstellung gegenüber Homosexualität und Sexualität im Allgemeinen.
Sexualität in einer verschlossenen Gesellschaft
Die südafrikanische Gesellschaft und ihre strengen Geschlechtercodes, als auch die Neigung dazu, Menschen aufgrund ihrer Sexualität in die Geheimhaltung zu drängen, sollten kritisch hinterfragt werden. Dabei handelt es sich um eine Nation, die trotz ihrer liberalen Verfassung, die die sexuelle Orientierung schützt, ein konservatives und religiöses Volk ist, in dem moralistische Werte und Traditionen tief verwurzelt sind. Diese moralisch konservative Weltanschauung, die von der allgemeinen Bevölkerung noch immer häufig vorgebracht wird, wird dazu genutzt, um sexuelle Handlungen im Rahmen ehelicher Beziehungen zu halten, in denen Geschlechterrollen scharf voneinander abgegrenzt sind. In fast allen Gemeinschaften beeinflusst die protestantisch-calvinistische Erziehung in Verbindung mit dem traditionellen afrikanischen Tribalismus stark die Vorstellungen von Sexualität, Geschlechtsverkehr und das Konzept von Männlichkeit. Sexualität und Geschlechtsverkehr werden häufig als etwas Pöbelhaftes angesehen, das verborgen werden muss und Homosexualität und vorehelicher Sex werden noch immer als schändlich, als Sünde oder als nicht vereinbar mit religiösen und kulturellen Ansichten betrachtet und als etwas, das an den Rand gedrängt werden muss. Homosexualität wird entweder still geduldet oder offen bekämpft und häufig werden Menschen angegriffen oder sogar ermordet aufgrund ihrer sexuellen Orientierung.
Viele Forscheriv stellen eine Beziehung zwischen diesen sozialen Problemen und der problematischen Vergangenheit Südafrikas her. Während der Apartheid war die Überwachung der Sexualität äußerst streng: soziale Kontrolle, die Beseitigung bestimmter Sexualitäten aus urbanen und ländlichen Räumen und die Steuerung von Sexualitäten und sexuellen Institutionen war Teil des Programms zur „moralischen Säuberung“. Immer wieder stattfindende Razzien und die Bestrafung unanständigen sexuellen Verhaltens wurden als Methoden angesehen, um Schwule und verheiratete Männer/Frauen dahin zu treiben, dass sie einen innerlichen Aufruhr erleben, da der Glaube vorherrschte und noch immer vorherrscht, dass Homosexualität eine Sünde ist und dass Gott diejenigen bestraft, die die Grenzen dessen, was als „moralische“ Ordnung angesehen wird, überschreiten. Und doch werden auch in dem neuen demokratischen System noch immer jene von einem fehlerhaften und scheinheiligen Sensationalismus dezimiert, die als Schänder des „kulturellen Erbes“ angesehen werden. Beispielweise herrscht in Townships unter schwarzen Männern der weit verbreitete Glaube vor, dass „es mein kulturelles Recht ist, Sex mit einer Frau zu haben“. Diese Einstellung der Männer gegenüber Frauen hat direkten Einfluss auf lesbische Frauen, da Männer denken, es käme ihnen zu, zu entscheiden, was Frauen brauchen und dass insbesondere Lesbischsein (das als „schändliche Krankheit aus dem Westen“ wahrgenommen wird) niedergeworfen und ausgelöscht werden muss. Es wurde argumentiert, dass diese Einstellung außerdem von der Religion und ihrem Mangel an Kritik gegenüber diesen barbarischen und brutalen Vorfällen verschärft wird.
Männlichkeit in Südafrika
Über Grenzen hinauszugehen, das ist wahrscheinlich der wichtigste Prozess der Versöhnung für alle Südafrikaner. Die Politik der Apartheid, insbesondere das „Gesetz über die Immoralität“ (Immorality Act) und das „Gesetz über Sexualvergehen“ (Sexual Offences Act) zwang nicht nur Homosexuelle, sondern auch Beziehungen zwischen den Rassen zurück in das Versteck (closet), mit der impliziten Annahme, dass Öffentlichkeit dort ist, wo die Moral herrscht. Die vorherige Regierung förderte eine dauerhafte häusliche Sehnsucht unter den normalen Bürgern und war gegen die „Regenbogen-Koalition“ exzentrischer Lebensstile, sodass nicht nur homosexuelles Verhalten als exzentrisch angesehen wurde, sondern jeder Mensch, der sich gegenüber den traditionellen christlichen Lehren nicht linientreu verhielt, wurde als potenzielle Gefahr im Sinne eines Zusammenbruchs der traditionellen Standards und Werte gesehen. Viele Männer wuchsen mit diesem verzerrten Bild von Geschlecht und sexueller Orientierung auf und es spiegelt sich diese Einstellung in ihrer Sicht auf andere. Männlichkeit verkörpert darum eine Politik der Macht und ist nicht nur als eine Position der Stärke gegenüber dem eigenen Selbst zu verstehen, sondern auch gegenüber anderen. Die Ausübung von Unterdrückung gegenüber anderen wird als ein Mittel angesehen, um eine Form von Männlichkeit zu erreichen, von der einige Männer glauben, dass sie ihnen verwehrt wurde und nun von ihnen zurückgefordert werden muss. Man könnte das als eine existenzielle Angst vor der Emaskulation der Männer beschreiben. In bestimmten sozialen Gruppen wird diese Angst häufig von den Vätern auf ihre Söhne übertragen und führt zu einer immer stärken Macho-Kultur, die darauf aus ist, Frauen zu unterdrücken, und sie ausschließlich als sexuelle Wesen ansieht. Daraus ergibt sich, dass eine lesbische Frau und auch schon eine betont offen emanzipierte Frau als absolut beleidigend empfunden werden.
Laut der Webseite (http://www.powa.co.za) von People Oppressing Women Abuse’s (POWA) wird geschätzt, dass alle 26 Sekunden eine Frau in Südafrika vergewaltigt wird. Dies deutet auf einen Anstieg der Frauenfeindlichkeit und Gewalt hin, während Männer glauben, dass ein Vergewaltigungsopfer die Erfahrung genossen und den Mann dazu aufgefordert hat, sie zu vergewaltigen. In den meisten Fällen endet Vergewaltigung in Mord! Jene Überlebenden, die nach solchen Vorfällen interviewt wurden, sagten aus, dass sie vor und während der Vergewaltigung durch Bemerkungen beleidigt wurden, wie beispielsweise, dass „es ihnen eine Lehre sein soll“ und dass „sie eine Kostprobe davon bekommen, wie ein echter Mann ist“. Vielen Opfern wurde gesagt, dass sie durch die Vergewaltigung eingeführt würden, eine „echte Frau“ zu sein. Daher wird das Leben für Lesben, die sich trauen, die Grenzen dessen zu übertreten, was Männer, ihre Familien, die Gemeinschaften und die Gesellschaft im Allgemeinen vorschreiben, zu einer schrecklichen und gefährlichen Erfahrung.
Was deutlich wird, ist der allgemeine Mangel an Emanzipation der Männer in Südafrika und es ist alarmierend, dass die meisten der Schuldigen, denen eine Vergewaltigung vorgeworfen wird, junge Männer sind, die physiologisch und psychologisch geschädigt sind und für sie die Nähe zur Gefahr eine tägliche Realität geworden ist, die sie nicht fürchten. Eine Vergewaltigung wird häufig als eine Lösung dafür angesehen, etwas zu werden, das schön oder unerreichbar ist, aber auch als eine Methode, um Macht zu gewinnen. Lesbische Frauen werden darum oft zu einer Trophäe für beschädigte männliche Begierde, aber auch zu einem Objekt der Misshandlung, durch das diese Männer der undisziplinierten und verzerrten Praktiken entkommen, die ihre Körper im Alltag beherrschen. Das Versagen der Regierung, den von der Verfassung garantieren Schutz sexueller Minderheiten umzusetzen, und ein Justiz- und Strafrechtssystem, das bis jetzt im Prinzip nicht auf das Problem reagiert hat, haben zur Konsequenz, dass Angreifer kaum zur Verantwortung gezogen werden. Es wird nun Zeit, dass die internationale Gemeinschaft die Opfer von Vergewaltigungen aus Hass in Südafrika unterstützt, aber auch um den Kampf gegen Diskriminierung und Gewalt gegen sexuelle Minderheit in der Gesellschaft weiß und diesen unterstützt.
Darüber hinaus benötigt Südafrika eine effektive Emanzipation der Männer, um sie mit der modernen Welt vertraut zu machen und die Regierung benötigt den Druck der internationalen Gemeinschaft, um endlich den Schutz von LGBT-Rechten anzugehen und effektive Lösungen vorzuschlagen, wie diese Gruppe von Bürgern geschützt werden kann.
Während der Generalsynode der United Reformed Church von Südafrika im Oktober 2012 hat die Kirche ENDLICH Stellung zu diesem Thema bezogen.
United Reformed Church Südafrika 2012 – Synodische Entscheidung zu „korrigierender Vergewaltigung“
Diese Generalsynode der URCSA in der Sitzung von Okahandja in Namibia:
- Hat mit tiefer Besorgnis und Schock die hohe Zahl an Vorfällen von sogenannten korrigierenden Vergewaltigungen von Frauen lesbischer Orientierung in den Townships Südafrikas zur Kenntnis genommen. Wir nehmen weiterhin zur Kenntnis, dass diese grausame Praktik darüber hinaus von extremer Gewalt gegenüber den Opfern dieser Übergriffe begleitet wird.
- Diese Kirche erklärt ohne Vorbehalt ihre volle Unterstützung für die Opfer. Wir identifizieren uns mit ihrer schlimmen Lage. Wir weisen diese abscheuliche Praktik vollständig zurück und fordern unsere Gemeinden und Gemeinschaften auf, diese Frauen zu schützen und zu unterstützen.
- Wir rufen insbesondere die Regierung Südafrikas dazu auf, ihren Verpflichtungen mithilfe der Sicherheitskräfte nachzukommen und alles in ihrer Macht stehende zu unternehmen, um die Rechte und die Menschlichkeit unserer Schwestern zu schützen.
- Wir erklären, dass unsere Kirche in dieser Angelegenheit ein Bewusstsein schaffen und diese kriminelle Denkweise in unseren Gemeinschaften bekämpfen wird.
- Möge Gott uns helfen, nicht zu schweigen, wenn unsere Mitmenschen verfolgt werden.