A Jihad For Love (Parvez Sharma)
Parvez Sharmas Dokumentarfilm zeigt die Bemühungen von homosexuellen Muslimen, ihre sexuelle Orientierung mit ihrem Glauben in Einklang zu bringen. Schauplätze sind zwölf unterschiedliche islamisch-dominierte Länder oder Gemeinschaften. Zugleiche kommen Muslime zu Wort, die aus ihren Ländern flüchten mussten. A Jihad For Love hebt Personen in der Geschichte hervor, die diese Versöhnung zeitweilig geschafft haben – von irakischen Dichtern im Mittelalter über Dervisch-Tänzer in der Türkei bis hin zu einem noch heute verehrten schwulen Herrscher in Pakistan oder einem schwulen Imamen in Südafrika. Parvez Sharma geht allein im Südafrikabeitrag darauf ein, wie die Mehrheit der gläubigen Islam-Gemeinschaft solche Ausnahmefälle annimmt oder verarbeitet.
Sein Film schafft der „anderen“ Seite des Islams Verhör – aber ob er zur „Aufklärung“ oder einer Reformation im Islam führen wird, ist ungewiss.
Lemon Tree (Eran Riklis)
Der Publikumserfolg Lemon Tree erzählt die bewegende Geschichte einer palästinensischen Frau, die eine Zitronenbaum-Plantage geerbt hat. Diese Plantage befindet sich an der sogenannten „Grünen Grenze“ – und ausgerechnet auf der anderen Seite, in Israel, zieht der Verteidigungsminister ein. Die Plantage wird als Sicherheitsrisiko für den Minister eingestuft und muss weg. Die Frau, die von dem Verkauf der Zitronen lebt, zieht vor Gericht. Sie verliert ihre Klage gegen die Israelische Armee.
Das andere Istanbul (Döndü Kilic)
Während A Jihad For Love die eine Seite der Medaille zeigt, befasst sich Döndü Kilics Dokumentarfilm mit alltäglichen Realitäten: Lesben, Schwule und Transgender im „anderen Istanbul“ werden angepöbelt oder zusammengeschlagen. Sie verlieren ihre Arbeitsstelle oder wandern ins Gefängnis, da sie nicht in der Türkischen Armee dienen wollten. Sie ziehen sich in ihre Heimatdörfer zurück oder in den Schoß ihrer Familie. Sie müssen sich prostituieren, um zu überleben. Zugleich zeigt der Film die gegenseitige Unterstützung, etwa durch Wohngemeinschaften. Formal erscheint Kilics Dokumentation etwas konzeptlos und gleicht eher einer Reportage als großem Kino, dennoch ist er als Einblick in „Das andere Istanbul“ zu empfehlen.
Be Like Others (Tanaz Eshaghian)
Be Like Others zeigt die tragische Situation von Schwulen im Iran. Es wird deutlich, wie weit einige von ihnen gehen, um die unerträglichen Umstände zu überwinden: Manche homosexuelle Männer lassen sich umoperieren, damit sie mit ihrem Partner zusammen leben können. Andere werden nach der Geschlechtsumwandlung von ihrer Familie verstoßen und müssen als „Vertragsprostitutierte“ Geld verdienen. Ein erschreckender Film, der sicherlich nicht ein Spiegelbild aller homosexueller Lebensweisen im Iran ist – aber ein Splitter des Spiegels.
Suddenly Last Winter (Gustav Hofer und Luca Ragazzi)
In dem wunderschönen, witzigen und ironischen Film bringen zwei schwule italienische Journalisten ihren Wunsch zum Ausdruck, in der italienischen Gesellschaft mehr Rechte als Paar zu haben. Dabei wird auch die zentrale Rolle der Katholischen Kirche in der italienischen Politik angesprochen. Die beiden Journalisten begleiteten mehr als zwei Jahre aktive Gegner des Partnerschaftsgesetzes, die sich in Interviews und Gesprächen als unbedacht, aber gefährlich entblößen.
Gustav Hofer und Luca Ragazzi meinten im anschließenden Gespräch, dass die Einmischung der Kirche in die Politik zugenommen hätte, seit der neue Papst im Amt ist. Falls Berlusconi die anstehenden Wahlen gewinnen sollte (was in der Zwischenzeit geschehen ist), überlegten sie, auszuwandern.