Viele von ihnen wissen nicht wie die Rechte betreffend LGBTI-Themen hier in der Schweiz sind. Daher haben viele von ihnen angst, ihre sexuelle Orientierung als Flüchtlingsgrund anzugeben. Doch bei einer späteren Bekanntgabe ihrer wirklichen Fluchtgründe kann dies negative Konsequenzen für ihr Asylgesuch haben.
Nach dem ersten Interview kann es Wochen oder sogar Monate dauern bis die Asylsuchenden erfahren ob sie bleiben dürfen oder nicht. Meistens ist es während dieser Zeit, dass sie mit uns in Kontakt treten. Von uns erfahren sie durch verschiedene Organisationen wie das Rote Kreuz, Amnesty International (AI), Pink Cross, Asyl Notrufe oder Andere. Wir betreiben keine aktive Werbung für unsere Gruppe, da sie zu 100% aus Freiwilligen besteht, welche dieses Angebot ehrenamtlich anbieten. Dadurch haben wir mit unseren 23 MitgliederInnen nicht die Kapazität, so viele Personen zu betreuen wie wir gerne würden. Dennoch haben wir in den acht Jahren, seit Focus Refugees (FR) gegründet wurde, über dreissig Asylsuchende (AS) betreut.
Die Organisationen kontaktieren eine der zwei Koordinatorinnen von FR. Diese führen meist ein längeres Telefongespräch mit dem/der AS, um ihre/seine Vorstellungen und Wünsche bezüglich der Betreuung zu erfahren. Danach suchen sie zwei BetreuerInnen, die freie Kapazitäten haben und organisieren ein erstes Treffen mit dem/der AS, den zwei BetreuerInnen sowie einer der zwei Koordinatorinnen von FR.
Während dieses ersten Treffens zeigen wir dem AS was wir von FR anbieten können und was wir nicht anbieten können. Wir erklären, dass wir eine Untergruppe von Queeramnesty (QAI) sind, welche wiederum einer Untergruppe von Amnesty International (AI) ist und wofür AI und QAI stehen. Die BetreuerInnen stellen sich vor und erklären ihre Motivation, dass sie Freiwillige sind und dass alles was diskutiert wird in der Gruppe FR bleibt.
Wir stellen klar, dass wir nicht mit der Polizei, für das Bundesamt für Migration oder für andere Asylorganisationen arbeiten. Wir betonen dem/der AS gegenüber, dass wir keinen Einfluss auf den Aufnahmeprozess haben.
Was wir anbieten können ist soziale Unterstützung, sowie das Vernetzen mit anderen Institutionen, kostenlosen Rechtsberatungsstellen, LGBTI-freundlichen ÄrztInnen, PsychologInnen oder anderen LGBTI-Organisationen (auch im Ausland). Wir können die AS über die grundlegende Rechtssituation in der Schweiz aufklären. Zudem können wir helfen, ein Dossier für die rechtliche Vertretung herzustellen und sie, falls nötig, für ein Gutachten zur LGBTI-Situation im Heimatland mit AI vernetzen. Daneben bieten wir den AS Begleitung zu den Behörden an, sowie Hilfe, falls sie Diskriminierung erfahren.
Das Wichtigste jedoch ist die soziale Vernetzung. Wir hören ihnen zu und unterstützen sie, falls nötig und von ihnen gewünscht, bei ihrem Coming-Out, indem wir sie zum Beispiel zu Treffpunkten von LGBTI-Personen begleiten, helfen ihnen Kontakte zu knüpfen und haben regelmässigen Kontakt per Telefon oder E-Mail. Allerdings können wir keine juristische Unterstützung, Arbeit, Wohnungen, einen Ort zum Schlafen oder finanzielle Hilfe anbieten.
Nach dem ersten Treffen wissen wir was der/die AS von uns erwartet. Zudem haben BetreuerInnen und AS miteinander geklärt, was die nächsten Schritte sind, sowie wer wen wann in welcher Art und Weise kontaktiert. Danach folgen regelmässige Treffen mit den BeutreuerInnen, falls der/die AS dies wünscht.
Queeramnesty Schweiz