Polizeiwagen in Tadschikistan
Polizeiwagen in Tadschikistan, © privat

Meldungen | Tadschikistan : Tadschikistans Polizei nimmt im Rahmen einer „Sittlichkeits“-Kampagne Sexarbeiter_innen und der Homosexualität verdächtigte Männer fest

Amnesty International fordert Tadschikistan auf, die Kampagne der Belästigung und Gewalt gegen Menschen, denen „moralische Verbrechen” vorgeworfen werden, schnellstens einzustellen. Seit dem 6. Juni hat die Polizei mehr als 500 Sexarbeiter_innen und eine weitere Anzahl von Männern festgenommen, die des „homosexuellen Verhaltens“ bezichtigt wurden.

AMNESTY INTERNATIONAL – PRESSEMITTEILUNG

13. Juni 2014

In einer Reihe von nächtlichen Suchaktionen innerhalb der Hauptstadt Duschanbe nahm die Polizei Personen fest, die der Sexarbeit oder anderer "moralischer Verbrechen" bezichtigt wurden, unter ihnen war eine schwangere Frau und drei der Homosexualität verdächtigte Männer.

Sie wurden in Polizeiwagen verfrachtet und einige berichteten, von der Polizei geschlagen worden zu sein.

"Diese mitternächtlichen Razzien, die nach außen als Kampagne zur Sicherstellung öffentlicher Sittlichkeit verkauft werden, dienen eigentlich der Ausübung von Diskriminierung und Misshandlung", so Denis Krivosheev, stellvertretender Leiter des Büros von Amnesty International für Europa und Zentralasien. "Die Berichte über Prügel, Drohungen, sexuelle Gewalt und Nötigung zu medizinischen Verfahren seitens der Polizei machen deutlich, dass sich das Innenministerium dringend mit den vermeintlich durch die Beamt_innen ausgeführten Missbräuchen auseinandersetzen muss."

Lokalen Menschenrechtsgruppen zufolge hat die Polizei während der letzten Razzia am 10. Juni ca. 70 Menschen festgenommen. Die meisten von ihnen wurden ungefähr 36 Stunden später ohne Anklage freigelassen, das Schicksal von weiteren 30 Menschen ist jedoch bisher unklar.

Beamt_innen zwangen die Festgenommen dazu, Bluttests zu machen. Diejenigen, die der Sexarbeit verdächtigt wurden, mussten Abstriche durchführen lassen, dabei wurde jede Person, die sich gewehrt hat, physisch hieran gehindert. Einige von ihnen sagten, die Beamt_innen hätten sie sexuell gedemütigt, jedoch wollten sie keine weiteren Details nennen.

Amnesty International hat einige Meldungen darüber erhalten, dass die Polizei in Tadschikistan verhaftete Sexarbeiter_innen vergewaltigt haben soll, die Beamt_innen sollen Geschlechtsverkehr im Austausch gegen die Freilassung der Festgenommenen verlangt haben.

Einige der Festgenommenen wurden dazu gezwungen, HIV-Tests und Tests bezüglich anderer Geschlechtskrankheiten durchzuführen, was eine Menschenrechtsverletzung hinsichtlich ihres Rechts auf Privatsphäre, körperliche Unversehrtheit und ein Leben frei von Missbrauch darstellt.

Alle Festgenommenen mussten ihre Fingerabdrücke abgeben, sie wurden fotografiert und gefilmt. Die Polizei ist nicht nach dem Protokoll vorgegangen, welches eigentlich die Grundlagen der Registrierung von Festgenommenen vorschreibt.

Auch wenn Tadschikistan den Geschlechtsverkehr zwischen Menschen des gleichen Geschlechts 1998 legalisiert hat, verkündete das Ministerium öffentlich, dass die Festnahme von drei Männern erfolgt ist, weil sie des "homosexuellen Verhaltens" bezichtigt wurden.

"Die Polizei kann nicht einfach Menschen einsammeln, ohne Haftbefehl oder Anklage, und sie tagelang ohne Zugang zu einem Anwalt festhalten, nur um ihnen ihre Ansicht bezüglich öffentlicher Sittlichkeit aufzuzwingen", so Denis Krivosheev. "Wenn Behörden Festnahmen vornehmen, müssen sie die Grundlagen eines ordnungsgemäßen Verfahrens beachten und alle Vorkehrungen treffen, um den Festgenommen mit Menschlichkeit und Würde zu begegnen."

Meldungen 2014

Meldungen | Malaysia : Beendet die Verfolgung von Anwar Ibrahim und anderen Regierungskritikern

Meldungen | Montenegro : Montenegro: Das ist nur der Anfang für LGBTI-Rechte

Meldungen | Mazedonien : Angriff auf LGBTI-Zentrum in Mazedonien: Regierung muss handeln!

Meldungen | Russland : Russische Föderation: Eine Zeit zu Trauern und eine Zeit zum Tanzen

Meldungen | Tschad : Tschad: Der Präsident muss den homophoben Gesetzesentwurf verwerfen

Meldungen | Vereinte Nationen : Dominica fällt immer noch in Bezug auf Todesstrafe und die Rechte von LGBTI Personen durch

Meldungen | Uganda : Diskriminierung per Gesetz

Meldungen | Serbien : Belgrad Pride - Ein Sieg für die Menschenrechte

Meldungen | Serbien : brutale Attacke gegen LGBTI Aktivist_innen zeigt die Notwendigkeit gegen Vorurteile vorzugehen und den Belgrad Pride zu sichern

Meldungen : Amnesty-Artikel gewinnt 3. Platz beim Felix-Rexhausen-Preis 2014

Meldungen | Europäische Union : Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs ist Rückschlag für die Rechte von Transgender-Menschen

Meldungen | Uganda : Aufhebung des Anti-Homosexuellengesetzes ein Schritt in die richtige Richtung

Meldungen | Deutschland : Queeramnesty beim Hamburg Pride – Christopher Street Day (CSD)

Meldungen | Sambia : Gerichtliche Freisprechung von zwei Männern, die angeklagt waren, eine sexuelle Beziehung 'entgegen der natürlichen Ordnung' unterhalten zu haben

Meldungen | Vereinte Nationen : Gemeinsame Erklärung von NGOs zu sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität und Menschenrechten

Meldungen | Slowakei : Verfassungsänderung definiert Ehe auf Bund zwischen Mann und Frau

Meldungen | Uganda : Anti-Homosexualitäts-Gesetz mit enormen Auswirkungen – Diskriminierendes Gesetz führt zu Verhaftungen, Attacken, Vertreibungen und Flucht

Meldungen | Europa : Dänemark als Vorbild für den Rest der Welt: Meilenstein in Gesetzgebung bezüglich Transgender Menschen

Meldungen | Tadschikistan : Tadschikistans Polizei nimmt im Rahmen einer „Sittlichkeits“-Kampagne Sexarbeiter_innen und der Homosexualität verdächtigte Männer fest

Meldungen | Weltweit : Homophobie noch immer von Regierungen weltweit toleriert

Meldungen | Sambia : Prozess um Vorwurf der Homosexualität verschoben

Meldungen | Georgien : DIE GEORGISCHE REGIERUNG SOLLTE DAS ERSTE ANTI-DISKRIMINIERUNGSGESETZ DES LANDES NICHT ABSCHWÄCHEN

Meldungen | Armenien : Kein Raum für Unterschiede

Meldungen : Queeramnesty bei Aktionen zum IDAHOT

Meldungen | Indien : Urteil des Obersten Gerichtshofes zu Transgender muss zur Abschaffung der Kriminalisierung von Homosexualität führen

Meldungen | Bosnien und Herzegowina : LGBTI-Festival 'Merlinka' in Sarajewo ungeschützt

Meldungen | Kamerun : Menschenrechtspreisträgerin Alice Nkom auf Speakers Tour

Meldungen | Sambia : Prozess in Sambia zum Vorwurf der Homosexualität gelangt zu einem Urteil: Beendet staatsgeförderte Verfolgung

Meldungen | Nigeria : VERFOLGUNG VON LGBTI IN NIGERIA

Meldungen | Uganda : Gesetz gegen Homosexualität ist ein Affront für die Menschenrechte

Meldungen | Deutschland : Europäische Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI) zu Deutschland

Meldungen | Libanon : Homosexuelle syrische Flüchtlinge kämpfen im Libanon ums Überleben

Meldungen | Europa : Bericht zur Diskriminierung von Transgender in Europa veröffentlicht

Meldungen | Kamerun : Die Pionierin

Meldungen | Afrika | Elfenbeinküste : Wiederholte homophobe Übergriffe an der Elfenbeinküste: Aktivist_innen halten sich im Untergrund

Meldungen | Nigeria : Nigeria: Stoppt homophobe Hetzjagd auf Grundlage eines neuen repressiven Gesetzes

Meldungen | Indien : Schockierendes Urteil des obersten Verfassungsgerichts: Homosexualität in Indien wieder strafbar

Meldungen | Kamerun : Leben für die Liebe, Sterben für den Hass: Homophobie auf dem Vormarsch in Afrika

Meldungen nach Jahren