Als Kriterien für die Zugänglichkeit wurden drei Aspekte bewertet:
- Werden in der Öffentlichkeitsarbeit Lesben benannt, bzw. gibt es offene Angebote für lesbische Frauen?
- Ist Fachwissen zu Gewalt gegen lesbische Frauen vorhanden?
- Wie ist die Einstellung der MitarbeiterInnen gegenüber Lesben?
Die Ergebnisse sind erschütternd, aber nicht unerwartet.
- Die wenigsten Einrichtungen haben regelmäßige Erfahrungen in der Beratung mit von Gewalt betroffenen Lesben ("Ich weiß nicht, ob Lesben zu uns kommen").
- Die wenigsten Einrichtungen sprechen in ihrer Öffentlichkeitsarbeit lesbische Frauen gezielt an ("Wir behandeln alle Frauen gleich"). Das Fachwissen ist gering, es dominiert ein aus den allgemeinen Medien (Fernsehen, Zeitungen usw.) gewonnenes Allgemeinwissen ("Ich kenne das Homomilieu genau und bei den Lesben wird es wohl nicht an
- Gewalt wird als individuelle Erfahrung gesehen ("Nur wenn eine Lesbe selbst Probleme mit ihrer sexuellen Identität hat, hat es auch ihr Umwelt").
- Eine Benennung der sexuellen Orientierung des Opfers wird als diskriminierend empfunden ("Wir wollen nicht diskriminieren").
- Die meisten MitarbeiterInnen fühlen sich kompetent, lesbische Frauen angemessen zu beraten ("Mein geringes Wissen reicht aus, um den geringen Bedarf zu decken").
Viele Lesben antizipieren Gewalt, indem sie soziale Einrichtungen und die Polizei meiden, um möglichen weiteren Grenzverletzungen zu entgehen. Sie misstrauen diesen Einrichtungen und - wie die Studie zeigt - nicht zu Unrecht.
Gewalt in lesbischen Paarbeziehungen
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Lesben oft dann in die Beratung kommen, wenn sie Gewalt in der Beziehung erleben. In keinem der untersuchten Länder sind jedoch Auffangstrukturen für Lesben, die diese Art der Gewalt erleben. In Belgien suchen betroffene Lesben oftmals Schutz in Obdachlosenunterkünften und auch in Deutschland bieten nur sehr wenige Frauenhäuser Schutz für lesbische Frauen. Die überwiegende Mehrheit der deutschen Frauenhäuser ist auf Männergewalt ausgerichtet: "Wir sind offen für alle Frauen, sofern sie Männergewalt erlebt haben". Vergleichbares gilt auch für Österreich.
In diesem Jahr werden wir die Dynamik der Gewalt in lesbischen Paarbeziehungen näher beleuchten und Leitfäden für potentielle Anlaufstellen erarbeiten. Die Gewaltschutzgesetze in Belgien, Österreich und Deutschland bieten auch lesbischen Opfern einen verbesserten Schutz gegenüber der Täterin. Zum einen muss in der lesbischen (und schwulen Subkultur) das Tabu gebrochen und eine größere Sensibilität für die Problematik erreicht werden. Aber auch die Polizei und die Familiengerichte müssen im Umgang mit Lesben und Schwulen geschult werden.
Weitere Informationen sind erhältlich unter: <link www.lesben-gegen-gewalt.de/>www.lesben-gegen-gewalt.de</link>
e-mail: <link daphne@lesben-gegen-gewalt.de>daphne@lesben-gegen-gewalt.de</link>
Constance Ohms