Am 18.11.1995 wurde die Sektionskoordinationsgruppe „Homosexualität“ bei amnesty international ins Leben gerufen. Anlass dafür waren die vielen Fälle von Inhaftierungen von Rumänen, die alleine aufgrund ihrer tatsächlichen oder vermuteten Homosexualität erfolgten. Mittlerweile heißt die Gruppe MERSI und bearbeitet das weitergefasste Thema „Menschenrechte und sexuelle Identität“.
Nicht nur die Inhalte der Gruppenarbeit wurden auf LGBT-Belange ausgedehnt, sondern auch der Aktionsradius der bearbeiteten Fälle. Die Fälle, die uns beschäftigen, kommen nunmehr aus verschiedensten Gegenden der Welt, so erfolgte z.B. unsere letzte Eilaktion zu einem Vorfall in Guatemala zu Beginn dieses Jahres.
Sieben Mitglieder gründeten damals die Gruppe. Zwei davon sind auch heute noch aktiv dabei, einer fördert die Gruppe finanziell. Das Mandat hatte amnesty international allerdings bereits im Jahre 1991 erweitert und damit den Schutz vor Verfolgung von Personen, die aufgrund ihrer Homosexualität verhaftet und verurteilt werden oder wurden, einbezogen. Ein Jahr vorher hatte das Internationale Sekretariat in London bereits das AIMGLC-Netzwerk (amnesty international members for gay and lesbian concerns) gegründet. Mittlerweile haben sich über 25 Länder diesem amnesty-internen Netzwerk angeschlossen.
Sammlung von Informationen und die Erstellung öffentlichkeitswirksamer Materialien waren unsere ersten Schritte. Ein vierteljährlicher Rundbrief und die Erstellung länderspezifischen Informationsmaterials prägten die ersten Jahre. Hinzu kamen die ersten sog. urgent actions: Eilaktionen mit dem Ziel, die Freilassung inhaftierter Schwuler, Lesben, Transvestiten oder Transsexueller zu bewirken. Regierungsstellen oder auch Polizei werden unsere ai-Forderungen per Fax, Email oder in Eilbriefen vorgelegt und auf die internationalen Menschenrechtsstandards hingewiesen.
Heute beteiligen sich nahezu 1000 UnterstützerInnen an den Schnellappellen. Diese Aktionen brachten uns zudem Förderer ein, die wir dringend zur Umsetzung unserer Arbeit benötigen. Mehr als 40 % der Eilaktionen haben zu Erfolgen geführt. Täter wurden angeklagt und inhaftierte Schwule oder Transvestiten wurden aufgrund unserer Interventionen freigelassen. Brief- und Telefonaktionen verstörten darüber hinaus auch die betroffenen Botschaften und ausländischen Vertretungen in Deutschland und führten zu Reaktionen bis an die Adresse der Generalsekretärin von ai.
Die Problematik von Menschenrechtsverletzungen aufgrund sexueller Orientierung hat in den letzten Jahren nichts an Brisanz verloren. Nach wie vor gibt es eine Vielzahl von Berichten aus verschiedensten Regionen der Welt, die die Diskriminierung von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgender-Personen deutlich machen. So sehen wir die große Notwendigkeit, unsere Arbeit in Zukunft nachhaltig fortzuführen. Umso wichtiger, dass unsere Aktionen viele Interessierte dazu veranlasst hat, sich ehrenamtlich an der Umsetzung der Gruppenaufgaben zu beteiligen. In mehreren Städten Deutschlands gibt es Bezirksgruppen, die zum Thema arbeiten. Etwa sechzig Aktive zählt die Gruppe im Moment. Weitere Interessenten sind jederzeit herzlich willkommen!
erstellt am: 13.03.2006