Meldungen | Afrika | Uganda : Hetzkampagnen gegen Homosexuelle in Uganda

Am 8. August 2006 veröffentlichte die mit wiederholten homophoben Äußerungen auffallende Tageszeitung Red Pepper eine Liste mit 45 Namen vermeintlicher homosexueller Männer.

Im Sommer 2006 hat die feindliche Stimmung gegenüber Homosexuellen in Uganda einen neuen traurigen Höhepunkt erreicht. Am 8. August 2006 veröffentlichte die mit wiederholten homophoben Äußerungen auffallende Tageszeitung Red Pepper eine Liste mit 45 Namen vermeintlicher homosexueller Männer.

Bereits im Frühjahr 2005 hatte die Wochenzeitung The Mirror ähnliche Listen abgedruckt. Eine Vielzahl von Berichten, Meinungen und Leserbriefen in den verschiedenen ugandischen Zeitungen ergänzen die neuerliche Hetzjagd. Zumeist sind die Standpunkte äusserst vernichtend. Auf das Zwangsouting von homosexuellen Männern folgten wenige Wochen später mehrere Artikel im Red Pepper, die über die Homosexualität unter Frauen berichten. Unter anderem wurde dort auch ein diffamierender Artikel veröffentlicht, der eine Liste mit Namen von dreizehn vermeintlichen Lesben enthält.

Amnesty international verurteilt das Vorgehen der ugandischen Zeitungen scharf. Die öffentliche Aufforderung zur Diskriminierung setzt LGBT-Personen einer hohen Gefahr aus. In mehreren Fällen ist ai bekannt geworden, dass Personen, die in den Zeitungsberichten genannt wurden, in der Folge bedroht wurden. Mit einer Eilaktion (ai-Index: AFR 59/007/2006) reagierte amnesty auf die besorgniserregenden Entwicklungen in Uganda.

Das Africa Regional Office (ARO) von ai in Kampala beobachtet die Lage in Uganda sehr aufmerksam. Marcel Carlos, amnesty-Mitarbeiter im ARO, sieht Uganda derzeit als eines der Schlusslichter in Afrika, was die Menschenrechtssituation von LGBT betrifft. Besonders schlimm seien Zustände wie solche, dass Zeitungen wie der Red Pepper unbehelligt äusserst diskriminierende und feindselige Artikel veröffentlichen könnten und niemand von öffentlicher Seite auch nur einen Finger darauf zeige. Im Gegenteil läge die Vermutung nahe, dass die Regierung die Zeitung bewusst für ihre eigenen Ziele instrumentalisiere und dadurch die Verfolgung von LGBT und LGBT-Aktivisten forciert.

Schwierige Zeiten für die leidgeprüfte LGBT-Gemeinde in Uganda. Die Bereitschaft, offen und couragiert für Gleichberechtigung einzutreten, ist angesichts der massiven Einschüchterungen einer harten Prüfung ausgesetzt. Das sagen die Aktivisten von SMUG (Sexual Minorities Uganda), der Dachorganisation homosexueller Gruppierungen in Uganda, mit der MERSI in Verbindung steht, sehr deutlich. Dennoch kämpfen sie unbeirrt weiter - „together we stand divided we fall“.

Unterstützung erhalten sie von wenigen Stellen in Uganda. Gerade wenn es darum geht, breite Bevölkerungsschichten zu erreichen, um der negativen Berichterstattung entgegenzuwirken, wird es sehr schwierig. Lediglich die Tageszeitung Monitor druckt auch mal andere Standpunkte. So wurde am 6. September 2006 eine mutige Gegendarstellung der LGBT-Aktivistin und bekennenden Lesbe Victor Juliet Mukasa abgedruckt, die offen eine Toleranz der LGBT-Lebensweisen fordert: „Stop witch-hunting us lesbians and gays“!

Richard Harnisch

Anhang: Zeitungsartikel aus dem Monitor von Victor Juliet Mukasa.

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