Meldungen | Kamerun : Urgent Action: DROHENDE FOLTER / GEWALTLOSE POLITISCHE GEFANGENE

neun Gefangene, darunter ein 17-jähriger Jugendlicher darunter: Alim Mongoche (nach der Freilassung gestorben)

Die acht Männer und ein 17-jähriger Jugendlicher, die aufgrund ihrer mutmaßlichen sexuellen Orientierung in der kamerunischen Hauptstadt Yaoundé in Haft waren, sind im Juni 2006 freigelassen worden. Einer der Männer, Alim Mongoche, starb am 23. Juni 2006 zehn Tage nach seiner Haftentlassung. Berichten zufolge erlag er einer Erkrankung, die er sich vor der Inhaftierung zugezogen hatte.

Die neun Personen waren am 22. Mai 2005 gemeinsam mit zwei Jugendlichen, die später wieder freikamen, in einem Nachtklub in der Hauptstadt Yaoundé von Polizisten festgenommen worden. Zunächst hielt man sie in der Hafteinrichtung „Nlongka“ in Yaoundé fest, bevor sie am 13. Juni 2005 in das Zentralgefängnis „Kondengui“ verlegt wurden. Sie wurden auf Grundlage von § 347a des kamerunischen Strafgesetzbuchs wegen Homosexualität vor Gericht gestellt. Zwei der Angeklagten – François Ayissi und Marc Lambert Zanga – sprach das Gericht frei, woraufhin sie am 13. Juni 2006 aus der Haft entlassen wurden. Die übrigen sieben Angeklagten – darunter Alim Mongoche und ein 17-jähriger Jugendlicher – wurden homosexueller Handlungen für schuldig befunden und zu zehn Monaten Haft verurteilt. Kurz nach dem Gerichtsverfahren entließ man sie jedoch aus der Haft, weil sie bereits mehr als zehn Monate im Gefängnis verbracht hatten.

Die Männer waren im Gefängnis „Kondengui“ untergebracht gewesem, dessen Haftbedingungen als extrem schlecht und unhygienisch gelten. Die Zellen sind massiv überbelegt, und die Gefangenen werden nicht ausreichend mit Nahrung versorgt. amnesty international hatte die Behörden aufgefordert, sicherzustellen, dass die Gefangenen Zugang zu medizinischer Versorgung erhalten. Trotz des schlechten Gesundheitszustands von Alim Mongoche und der Appelle lokaler und internationaler Organisationen verweigerten ihm die Behörden die vorzeitige Entlassung. Nach seiner Freilassung am 13. Juni 2006 wurde er zwar in ein Krankenhaus eingeliefert, starb dort aber zehn Tage später.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Vorurteile gegenüber Homosexuellen sind in Kamerun weit verbreitet. Im Dezember 2005 brachte die römisch-katholische Kirche Kameruns eine Erklärung heraus, in der Homosexualität verurteilt wurde. Im Januar 2006 nannten drei kamerunische Zeitungen die Namen zahlreicher vermeintlicher Homosexueller, darunter eine Reihe von Regierungsvertretern, Musiker und Geschäftsleute. Am 13. Februar 2006 rief ein anonymer Verfasser, der seinen Angaben zufolge eine Jugendorganisation vertrat, in einem Memorandum die Bürger Kameruns auf, Homosexualität nicht zu tolerieren und Schwule und Lesben bei den Behörden zu melden. Am 3. März 2006 befand ein Strafgericht in Yaoundé den Herausgeber der Zeitung „L’Anecdote“ der Verleumdung eines Ministers schuldig, nachdem er in der Zeitung eine Namensliste von vermeintlichen Homosexuellen, in der auch der Minister genannt wird, veröffentlicht hatte. Der Herausgeber wurde zu vier Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe von umgerechnet 330 Euro verurteilt.

Am 30. März 2006 wurden drei junge Frauen, die zu einer Gruppe von zwölf Schülerinnen gehörten, die unter dem Verdacht der Homosexualität von der weiterführenden Schule „Eyenguè Nkongo“ in Deido Plage in Douala verwiesen worden waren, zusammen mit einer Fußballspielerin festgenommen, nachdem die Großmutter einer der Schülerinnen bei der Polizei Anzeige erstattet hatte. Die vier jungen Frauen kamen am 7. Juni 2006 wieder frei, nachdem ein Gericht in Douala sie zu einer auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzten Gefängnisstrafe verurteilt hatte. Zusätzlich müssen sie eine Geldbuße von umgerechnet 35 Euro zahlen. Das Gericht erklärte, sie würden für sechs Monate inhaftiert, wenn sie homosexuelle Handlungen praktizierten.

amnesty international wird sich von nun an mittels anderer Aktionsformen für die betroffenen Personen einsetzen. Weitere Appelle der Teilnehmer am Eilaktionsnetz sind derzeit nicht erforderlich. Vielen Dank allen, die sich an dieser Eilaktion beteiligt haben.

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