Nach über zehn Jahren relativ unbehelligten Lebens ist die ägyptische Regierung offenbar entschlossen, Schwule zum Sündenbock für gesellschaftliche Probleme zu machen und bedient sich dabei fragwürdiger Methoden. So wurden etwa die in der Bar befindlichen Ausländer umgehend freigelassen, vermutlich um diplomatische Verwicklungen zu vermeiden, und ausschließlich ägyptische Staatsangehörige auf brutale Weise ins Polizeipräsidium befördert.
Vorab waren, wie jetzt im Laufe des Prozesses deutlich wird, Spione auf das Queen Boat geschickt worden, die fleißig (und geheim) fotografierten. Den 52 Männern, deren Namen zum Teil mit Adresse in Tageszeitungen veröffentlicht und mit Bildern versehen wurden, wird vorgeworfen, durch praktizierte Unsittlichkeit dem Abfall von der Religion Vorschub zu leisten. Dabei handelt es sich um den Vorwurf des Hochverrats. So ist zu erklären, warum die Männer nicht vor ein normales Gericht gestellt wurden, sondern sich vor dem Staatsgericht verantworten müssen, dessen Urteile nicht anfechtbar sind. Razzien, die in den Wohnungen der inhaftierten durchgeführt wurden, liefern nun das Material der Anklage des Prozesses, der Ende August eröffnet wurde.
Die Anklage wirft den Inhaftierten vor, in einer Gruppe organisiert zu sein, die aus schwulen Männern unterschiedlicher Religionen bestünde und bekräftigt so den Vorwurf der antiislamischen Verschwörung. Die Anwälte einiger Angeklagten argumentieren hingegen, daß sich lediglich fünf der Männer bereits vorher kannten. Diese aber hielten sich zum Zeitpunkt der Razzia nicht auf dem Boot auf, sondern wurden bereits vorher inhaftiert. Der ägyptische Staat sieht sich seit Bekanntwerden dieses Vorgangs massiven Protesten auf allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen weltweit ausgesetzt. Auch die ägyptische Presse kommentiert das Verfahren mittlerweile moderater und fokussiert weniger die sexuelle Orientierung der Angeklagten als vielmehr die rechtsstaatlichen Versäumnisse.