AMNESTY INTERNATIONAL – PRESSEMITTEILUNG
12. Juni 2014
Am 11. Juni wurde im dänischen Parlament ein Gesetz verabschiedet, das es Transgender Menschen ermöglicht, offizielle Dokumente zu erhalten, die ihre Geschlechtsidentität widerspiegeln, ohne hierfür eine Diagnose über eine psychische Störung zu benötigen oder chirurgische Eingriffe zur irreversiblen Sterilisierung vornehmen lassen zu müssen.
"Für Europa, und über Europas Grenzen hinaus, sollte dieser fortschrittliche und mutige Schritt des dänischen Parlaments ein Vorbild sein", so Helle Jacobsen von Amnesty International. "Jeder Staat sollte die gesetzliche Anerkennung des Geschlechts für transgender Menschen mit einem schnellen, zugänglichen und transparenten Verfahren ermöglichen - ihrem eigenen Empfinden bezüglich ihrer Geschlechtsidentität entsprechend."
Zuvor konnten dänische transgender Menschen ihr rechtliches Geschlecht erst ändern, wenn sie eine psychiatrische Diagnose über "Transsexualität" vorweisen konnten oder chirurgische Eingriffe, irreversible Sterilisierungen und andere medizinische Therapien, die Hormonbehandlungen beinhalten, vornehmen lassen haben.
Auf der ganzen Welt existieren noch ähnlich repressive Gesetze gegen transgender Menschen.
"Die rechtliche Anerkennung des Geschlechts ist ein essenzieller Faktor, um das Recht auf Privatsphäre von transgender Menschen zu wahren. Dieser Vorgang muss jedoch im Einklang mit ihrem Recht auf Gesundheit stehen und sie nicht dazu zwingen, Anforderungen erfüllen zu müssen, die ihre Menschenrechte verletzen", so Helle Jacobsen.
Das neue Gesetz, welches am 1. September 2014 in Kraft tritt, ist das erste seiner Art in Europa. Argentinien ist das einzige Land auf der Welt, in dem ein ähnliches Modell existiert.
Der Bericht von Amnesty International von 2014, The State Decides Who I Am (dt.: Der Staat entscheidet, wer ich bin), zeigt, dass in europäischen Ländern Menschenrechtsverletzungen gegen Personen stattfinden, die ihr rechtliches Geschlecht ändern möchten.
Die Verfahren zur rechtlichen Anerkennung des Geschlechts verstoßen in Finnland, Frankreich, Norwegen, Belgien und Deutschland gegen grundlegende Rechte, in Irland existiert gar keine Möglichkeit einer Änderung, obwohl eine Gesetzgebung in Bezug hierauf in Planung ist.
So wie transgender Menschen oftmals mit Diskriminierung, Belästigung oder sogar Gewalt zu kämpfen haben, laufen sie stets Gefahr, ihr Recht auf Privatsphäre verletzt zu sehen, wenn sie Dokumente einreichen müssen, die einen Namen oder andere geschlechtsspezifische Informationen beinhalten, die nicht ihrer Geschlechtsidentität entsprechen.