Sonnenuntergang in Kapstadt, Südafrika © Jimmy Baikovicius, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/
Sonnenuntergang in Kapstadt, Südafrika © Jimmy Baikovicius, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/

Meldungen | Südafrika : Südafrika: MUHSIN HENDRICKS - EIN WEITERER MENSCHENRECHTSVERTEIDIGER SINNLOS GETÖTET

Am Samstagmorgen durchschlugen die Kugeln von maskierten Attentäter*innen den Körper von Imam Muhsin Hendricks, während er auf dem Rücksitz eines Autos saß. Er war auf dem Weg, eine Trauung zu vollziehen. Die Nachricht von seinem Tod verbreitete sich wie ein Lauffeuer in den sozialen Medien und auf Aktivist*innenkanälen, und ein Video des Mordes machte die Runde. Diejenigen, die ihn kannten und liebten, brachten ihre Trauer und Wut zum Ausdruck.

Amnesty International Südafrika

Ich wurde durch einen gemeinsamen Freund auf den Vorfall aufmerksam gemacht. Als Leiterin von Amnesty International Südafrika ist es nicht ungewöhnlich, dass ich Berichte über Morde erhalte, darunter Attentate, außergerichtliche Tötungen, Frauenmorde und andere Tötungen im Zusammenhang mit geschlechtsspezifischer Gewalt. Aber dieser Fall hat mich sehr getroffen. Muhsin war mein Freund und der Schmerz über seinen Verlust war groß. Mich überkamen Gefühle der Traurigkeit und Wut über den Verlust eines so erstaunlichen, lustigen, mutigen und freundlichen Menschen und die brutale Art und Weise, wie er getötet wurde.

Ich erinnerte mich an die vielen Gespräche, die wir im Laufe der Jahre über die Bedrohungen für sein Leben aufgrund seiner Arbeit geführt hatten. Er wusste, dass seine Arbeit gefährlich war und ihn das Leben kosten konnte, aber er ließ sich von den Drohungen nicht beirren.

Muhsin war sich sicher, dass seine größte Angst nicht der Tod war, sondern dass er gezwungen war, ein unauthentisches Leben zu führen. Es war die Entschlossenheit, authentisch zu leben, den Glauben, den er liebte, ohne Angst als schwuler Imam zu praktizieren und für die Rechte anderer zu kämpfen, die ihn antrieb.

Ich traf Muhsin zum ersten Mal 2014, als ich auf einem Partnerbesuch in Kapstadt war. Was als einstündiges Treffen geplant war, endete damit, dass ich den größten Teil des Tages mit Muhsin und seinem Team bei The Inner Circle verbrachte, einer Organisation, die er gegründet hat, um einen sicheren Raum für Muslim*innen zu schaffen, die sich mit ihrer sexuellen Orientierung und ihrem Glauben auseinandersetzen. Wir hatten sofort einen Draht zueinander und konnten uns über unsere Zeit in Pakistan austauschen (ich bin dort geboren, und Muhsin hat dort Islam studiert), wir sprachen beide Urdu, wuchsen in streng muslimischen Elternhäusern auf und liebten die pakistanische Mode.

Wir blieben in Kontakt und Muhsin lud mich 2016 zum Annual International Retreat ein, einem einwöchigen Programm für tiefe spirituelle Reflexion, Heilung, Aktivismus und Bewusstseinsbildung, das vom Inner Circle organisiert wurde. Dort konnte ich aus erster Hand erfahren, welchen Einfluss Muhsin auf die Unterstützung und den Trost von LGBTI-Muslim*innen hatte. Sein Tod hat bei vielen Menschen Trauer hinterlassen.

Als Amnesty International verurteilen wir die Ermordung des Imams und fordern eine rasche, wirksame und gründliche Untersuchung seiner Ermordung, die zur Gerechtigkeit führt. Das Strafrechtssystem muss den oder die Täter*in zur Rechenschaft ziehen und als Abschreckung gegen solche schrecklichen Verbrechen dienen.

Muhsin war ein Menschenrechtsverteidiger, der furchtlos für die Rechte einer marginalisierten Gemeinschaft kämpfte, die nach wie vor mit Diskriminierung und Stigmatisierung zu kämpfen hat.

Tragischerweise ist die Ermordung von Menschenrechtsverteidigern wie Muhsin in Südafrika nicht ungewöhnlich. Jeden Tag werden Menschenrechtsverteidiger*innen bedroht, eingeschüchtert, schikaniert und getötet, nur weil sie sich für die Menschenrechte einsetzen.

Leider gibt es für viele dieser brutal ermordeten Menschenrechtsverteidiger*innen nur sehr wenig Gerechtigkeit.

Der Staat trägt die oberste Verantwortung für den Schutz von Menschenrechtsverteidiger*innen und für die Verhinderung und wirksame Aufarbeitung von mutmaßlichen Menschenrechtsverletzungen, die gegen sie begangen werden. Dies erfordert eine rasche und wirksame Reaktion auf Drohungen, Belästigungen und Angriffe sowie die proaktive Schaffung eines sicheren und förderlichen Umfelds, in dem sie ihre wichtige Arbeit sicher und ohne Angst vor Repressalien ausüben können.

Aus diesem Grund braucht das Land Rechtsvorschriften speziell zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger*innen.

Manche mögen argumentieren, dass Menschenrechtsverteidiger*innen durch die geltenden Gesetze geschützt sind, die den Schutz aller in Südafrika lebenden Menschen gewährleisten sollen, und durch die sehr begrenzten Gesetze, die wir zum Schutz von Hinweisgeber*innen haben, obwohl diese für den Schutz von Hinweisgeber*innen nicht ausreichen. Aber es gibt einen Unterschied.

In den internationalen Menschenrechtsvorschriften und -standards ist das Recht auf Verteidigung der Menschenrechte als eigenständiges und unabhängiges Recht verankert und geschützt. Insbesondere die Erklärung über Menschenrechtsverteidiger*innen erkennt das Recht von Einzelpersonen an, den Schutz der Menschenrechte zu fördern und sich dafür einzusetzen, sowohl einzeln als auch in Verbindung mit anderen. In Anbetracht der zunehmenden Gefährdung von Menschenrechtsverteidiger*innen sind wir als Amnesty International der Ansicht, dass gesonderte Rechtsvorschriften erforderlich sind, um zusätzliche Schutzmechanismen zu schaffen. Die Tötung von Menschenrechtsverteidiger*innen muss von der Regierung ernst genommen werden, und es müssen Maßnahmen ergriffen werden, um ihren Schutz zu gewährleisten.

Muhsin kämpfte unermüdlich und mutig für die Rechte der LGBTI-Gemeinschaft, obwohl er Berichten zufolge regelmäßig Morddrohungen erhielt, und sein Vermächtnis wird durch jeden weiterleben, der weiterhin für grundlegende Menschenrechte kämpft. Ruhe sanft, mein tapferer Freund. Wir werden weiterhin für Gerechtigkeit für dich und alle Menschenrechtsverteidiger*innen kämpfen.

Dieser Meinungsartikel erschien zuerst auf News24 am 18. Februar 2025.