Meldungen | Deutschland : Homosexualität ist eine Krankheit – und die Erde ist eine Scheibe

Vom 30. April bis zum 4. Mai fand in Bremen das sogenannte „Christival 2008“, ein christliches Jugendtreffen mit Event-Charakter statt. Die Veranstaltung wurde unter anderem vom Familienministerium finanziert, Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen war Schirmherrin der Veranstaltung.

Geplant war unter anderem ein Seminar des Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft (OJC) mit dem Titel „Homosexualität verstehen – Chancen der Veränderung“. In diesem Workshop sollten insbesondere „Heilungsmöglichkeiten“ mittels Gebeten thematisiert werden. Der grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck hatte auf den Programmpunkt aufmerksam gemacht und aufgrund des daraus resultierenden öffentlichen Drucks wurde dieser aus dem Programm genommen. Eine Distanzierung der VeranstalterInnen des Festivals fand hingegen ausdrücklich nicht statt. 

Auch wenn das Seminar aus dem Veranstaltungsangebot des Christivals gestrichen wurde, blieb der Eindruck bestehen, dass sich die VeranstalterInnen nicht darum bemühen, ein gerechtes und umfassendes Bild von Homosexualität zu vermitteln. Da ausdrücklich keine inhaltliche Distanzierung zu dem gestrichenen Seminar erfolgte, fühlen sich Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender in ihrer Ansicht bestärkt, dass die VeranstalterInnen sie als heilungsbedürftige Kranke betrachten und damit in ihrer Menschenwürde herabsetzen. Auch die Mit-Veranstalter – der Bundesverband der Freien evangelischen Gemeinden – hielt an seiner Theorie des „Gesund-Betens“ fest, ebenso wie die auf dem Festival vertretene Gruppe „Wüstenstrom“. 

Aufgrund dieser besorgniserregenden Entwicklung hatten mehrere Gruppen und Einzelpersonen kritische Stellungnahmen zum Christival veröffentlicht und sich zu einem Aktionsbündnis „Freiheit für Vielfalt“ zusammengeschlossen. In diesem Bündnis vertreten waren der Arbeitskreis Homosexualität und Kirche, der Lesben und Schwulenverband Deutschlands (LSVD), die Grünen und auch MERSI – hier vertreten durch MERSI-Mitglied Kassandra Ruhm aus Bremen. 

An einem Infostand in der Nähe des Festival-Geschehens wurden die Bremer Öffentlichkeit und interessierte Festival-BesucherInnen über das Thema Homosexualität und Menschenrechte informiert. Bei einer Pressekonferenz des Aktionsbündnisses nahm Kassandra Ruhm Stellung zu den homophoben Einstellungen der erwähnten Gruppen auf dem Festival. Die Kritik richtete sich dabei nicht gegen christliche Werte, sondern gegen die ausgrenzende und abwertende Darstellung von Lebensentwürfen, die nicht mit einem einseitigen, evangelikalen Weltbild übereinstimmen.

Rupert Haag