Vitalina Koval und weitere Teinehmende der 8.März-Demo
UA-Nummer UA-031/2019
AI Index EUR 50/9949/2019
Sachlage
Auch dieses Jahr plant Vitalina Koval in der westukrainischen Stadt Uschhorod eine Demonstration am Internationalen Frauentag - trotz vergangener Angriffe und Einschüchterungsversuche. 2017 griffen mehrere Mitglieder der rechtsextremen Gruppe Karpatska Sich die friedliche Demonstration an. Sie bedrohten Vitalina Koval und andere Demonstrierende und zerrissen ihre Plakate. Im Folgejahr griffen sechs Mitglieder von Karpatska Sich, vier Frauen und zwei Männer, erneut die 8. März-Demonstration an und übergossen die Teilnehmenden mit roter Farbe. Vitalina Koval erlitt durch die Farbe Verätzungen an den Augen. Zwar reichten die Opfer des Angriffs bei der örtlichen Polizeibehörde schriftliche Beschwerden ein, festgenommen wurde jedoch niemand. Die Untersuchungen dauern an.
Gemeinsam mit weiteren Menschenrechtsverteidigerinnen aus fünf Kontinenten war Vitalina Koval 2018 Teil des Briefmarathons von Amnesty International. Zu ihrer Unterstützung gingen mehr als 380.000 Briefe aus aller Welt ein. Die Schreiber_innen solidarisierten sich darin mit Vitalina Kovals Arbeit für die Rechte von Frauen und LGBTI in der Ukraine und forderten die Aufklärung der Angriffe von 2018.
In diesem Jahr reisen Aktivist_innen aus der ganzen Ukraine und dem Ausland nach Uschhorod, um die 8. März-Demonstration zu unterstützen - trotz der Sorge, dass rechtsextreme Gruppen erneut angreifen.
Hintergrundinformation
Am 8. März 2018 wurde Vitalina Koval auf einer friedlichen Demonstration zum Internationalen Frauentag angegriffen, die sie in Uschhorod im Westen der Ukraine mitorganisiert hatte. Sechs Mitglieder der gewalttätigen rechtsextremen Gruppe Karpatska Sich übergossen die Teilnehmenden mit roter Farbe. Vitalina Koval erlitt Verätzungen an den Augen und musste im Krankenhaus ärztlich behandelt werden. Direkt nach ihrer Entlassung ging sie zur Polizeiwache, noch immer am ganzen Körper voller Farbe. Als sie dort ankam, saßen ihre Angreifer_innen, die festgenommen worden waren, im Eingangsbereich. Der diensthabende Polizeibeamte ließ Vitalina Koval ihre Adresse laut und in Hörweite ihrer Angreifer_innen angeben. Sie fühlte sich verängstigt und nicht sicher. Die Aktivistin musste mehrere Stunden darauf drängen, dass der Angriff gegen sie in der polizeilichen Datenbank als Hassverbrechen eingestuft wird. Die Polizeibeamt_innen hatten sich zunächst geweigert, ihn entsprechend zu behandeln.
Nach der Demonstration zum Internationalen Frauentag 2018 nahmen die Drohungen von Karpatska Sich gegen Vitalina Koval und ihre Mitstreiter_innen zu. In den Sozialen Medien drohte ihnen die Gruppe mit weiterer Gewalt. Am 12. März 2018 verfolgten Mitglieder von Karpatska Sich zwei Aktivist_innen bis nach hause und schlugen sie dort zusammen. Die beiden hatten auch an der Demonstration zum Internationalen Frauentag teilgenommen, waren vor Ort jedoch nicht angegriffen worden. Die Ermittlungen zu diesem Angriff verliefen schleppend und waren durch Verzögerungen gekennzeichnet. Die Verantwortlichen wurden strafrechtlich nicht belangt.