Meldungen | Südamerika | Kolumbien : Die Situation der Frauen in Kolumbien

Erschütternde Berichte über die Situation der kolumbianischen Frauen, welche insbesondere auf Grund der sexuellen Orientierung oder auf Grund des vermeintlichen HIV-Status misshandelt werden. Diese Misshandlungen werden primär von den FARC und den Paramilitärs verübt.

Auf Grund der sexuellen Orientierung oder auf Grund des vermeintlichen HIV-Status von Frauen, werden sie in Kolumbien misshandelt. Diese Misshandlungen werden primär von den FARC und den Paramilitärs verübt. Zwei Lesben lebten dort. Die Guerillas hatten ihnen gesagt, sie sollten die Gemeinde verlassen. Innerhalb eines Monats waren sie „ verschwunden“. Die Leute sagten, sie seien umgebracht worden. Ihre Beziehung war allgemein bekannt; sie lebten zusammen. Sie waren in der Stadt mehr oder weniger akzeptiert worden.

Ein 14 jähriges Mädchen wurde in Medellin im Jahr 2002 auf der Strasse ausgezogen. Ihr wurde ein Schild umgehangen, auf dem stand, „Ich bin eine Lesbe.!“ Dann wurde sie von drei bewaffneten Männern vergewaltigt. Ein paar Tage später wurde sie tot aufgefunden. Ihre Brüste waren abgeschnitten.

Hintergrund:

Die Organisation FARC (Fuerza Armada Revolutionaria de Colombia ) wird für die erste dieser Gewalttaten verantwortlich gemacht, und die von der Armee unterstützten Paramilitärs für die zweite beschriebene Gewalttat. Alle beteiligten Parteien in diesem 40- jährigen internen, bewaffneten Konflikt in Kolumbien – die Sicherheitskräfte, die von der Armee unterstützten Paramilitärs und die bewaffneten Gruppen - missbrauchen geschlechtsspezifische Stereotypen und begehen Sexualverbrechen. Paramilitärs und insbesondere die FARC haben Einzelne aufgrund sexueller Orientierung, sexueller Identität oder auf Verdacht einer HIV-Infektion verfolgt und missbraucht.

Bewaffnete Gruppen empfinden Homosexualität als eine Abweichung von traditionellen, moralischen Werten. Folglich wurden Prostituierte, Lesben und bisexuelle Frauen verfolgt und umgebracht. Die homophoben Gewalttaten werden dadurch geschürt, dass die Täter Straffreiheit genießen und sich dessen bewusst sind, dass solche Straftaten selten verfolgt werden.

In ihren Machtbereichen verstärken bewaffnete Oppositionsgruppen und Paramilitärs die geschlechtsspezifische Typisierung. Sie führen Verhaltensregeln ein, wie z.B. Kleiderordnung, Sperrstunden, die in die Privatsphäre eingreifen und die auf sexistischer und homophober Einstellung basieren. Sie versuchen „Unerwünschte“ zu eliminieren, um ihr Bild von einer Gesellschaft allen aufzuoktroyieren, um zu demonstrieren, dass sie die Gewalt über einen Bereich haben, die die Legitimität vom Volk als Ganzes erreichen wird. Wie in vielen anderen Ländern ist die Kontrolle über das Verhalten von Frauen, Zwang in den Bereichen Sexualität und Fortpflanzung und Diskriminierung basierend auf geschlechtlicher und sexueller Identität tief in der Kolumbianischen Gesellschaft verwurzelt.

Von Homophobie geschürt, haben bewaffnete Gruppen auf die Ausbreitung von HIV/ AIDS so reagiert, daß sie Zivilisten aus ihren Häusern vertreiben und einzelne vermeintlich HIV-Infizierte einschließlich Mitglieder ihrer eigenen Gruppen töten. Laut Aussage von ehemaligen FARC- Kämpfern werden Kämpferinnen tendenziell eher umgebracht als Kämpfer. „ Es sind die Frauen, die alle Konsequenzen tragen müssen. Männer sind nicht dazu verpflichtet Kondome zu tragen, aber Schwangerschaft wird bestraft. Während eine HIV-positive Frau womöglich erschossen wird, gibt es (infizierte) Männer, die nicht erschossen werden.“

Es wird behauptet, dass die FARC zwischen 1998 und 2002 HIV Tests für die Einwohner von Meta und Caqueta pflichtgemäß eingeführt hat. In Vista Hermosa im Departamento Meta wurden Menschen angeblich unter Waffengewalt gezwungen, sich kostenpflichtig einem HIV – Test zu unterziehen. Menschen, die als lesbisch oder schwul angesehen wurden, waren gezwungen, ihre Häuser und Geschäfte zu verlassen.

Gewalt gegen Frauen ist in Kolumbien weit verbreitet und die Regierung versagt in ihrer Verantwortung das Recht einer jeden Frau, gewaltfrei, frei von Verfolgung und Diskriminierung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Identität zu leben.

Weitere Informationen:

Die ai- Reportage „ Zersprengtes Leben – Straftaten gegen Frauen in Zeiten des Konflikts“ Document of Amnesty International AMR 23/040/2004 (Oct. 2004) : Colombia - "Scarred bodies, hidden crimes": Sexual Violence against women in the armed conflict <link www.amnesty.org/>www.amnesty.org</link&gt;

Bitte beteiligen Sie sich an der Aktion, die im Rahmen der Kampagne "Hinsehen & Handeln - Gewalt gegen Frauen verhindern" von amnesty international durchgeführt wird. Mit der im März 2004 gestarteten globalen Kampagne stellt amnesty international die Abschaffung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen zwei Jahre lang in den Mittelpunkt ihrer Aktionen.

Schreiben Sie Briefe in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch.

Für diese Aktion stellen wir Ihnen einen Beispielbrief (englisch) als Download zur Verfügung.

Übersetzung der Briefe:

Ich bin beunruhigt über das Leid der kolumbianischen Frauen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung, sexuellen Identität oder des Verdachts einer HIV- Infektion insbesondere von der FARC und von den Paramilitärs verfolgt und missbraucht werden. Ich bitte ihre Regierung dringend folgende Schritte zu unternehmen, um Gerechtigkeit für die Opfer des Missbrauchs zu erlangen:

Bitte erkennen sie an, dass Gewalt gegen Frauen, einschließlich jener, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und Identität verfolgt werden, ein integraler Teil der Menschenrechtskrise in Kolumbien ist.

Beenden sie soziale Säuberungen, einschließlich das Verschwinden und Töten von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung, Identität, ihrer HIV-Infektion oder Prostitution.

Untersuchen Sie alle Berichte von homophoben Gewalttaten, einschließlich sexueller Gewalt und ziehen Sie die Verantwortlichen in Anlehnung an die internationalen Maßstäbe eines Gerichtsprozesses zur Rechenschaft.

Stellen Sie sicher, das Menschenrechtler, einschließlich jener, die sich für sexuelle Gleichstellung einsetzen, ihre legitime Menschenrechtsarbeit ohne Angst vor Rache und Gewalt ausüben können.

Führen sie die Empfehlungen des UN- Sonderbeauftragten für Gewalt gegen Frauen aus.