Trans-Personen veranstalten am 27.06.2022 vor dem Peshawar Press Club eine Protestkundgebung gegen die zunehmende Gewalt gegen ihre Gemeinschaft © 2022 Pacific Press
Trans-Personen veranstalten am 27.06.2022 vor dem Peshawar Press Club eine Protestkundgebung gegen die zunehmende Gewalt gegen ihre Gemeinschaft © 2022 Pacific Press

Meldungen | Pakistan Pakistan: Verbot des Films „Joyland“, der eine Trans-Person zeigt, muss sofort rückgängig gemacht werden

Als Reaktion auf das kürzlich von der pakistanischen Regierung verhängte Verbot des preisgekrönten Films „Joyland“, in dem eine Trans-Person eine zentrale Rolle spielt, und die anschließende Unentschlossenheit des Überprüfungsausschusses, das Verbot aufzuheben, sagte Nadia Rahman, Researcherin für Geschlechterfragen bei Amnesty International:

AMNESTY INTERNATIONAL

Kommentar

„Dies ist der jüngste Teil eines alarmierenden Trends zur Zensur und Unterdrückung des Rechts auf freie Meinungsäußerung in Pakistan. Das Verbot des Films „Joyland“ erfolgt vor dem Hintergrund, dass das Recht auf freie Meinungsäußerung und die bereits eingeschränkten Rechte von Trans-Personen in dem Land zunehmend bedroht sind. Wir hoffen, dass die enttäuschende Entscheidung, dem Film die Lizenz zur Veröffentlichung in Pakistan zu entziehen, unverzüglich rückgängig gemacht wird und dass Anstrengungen unternommen werden, um die Beschränkungen dessen, was Menschen lesen, sehen, sprechen oder tun können, zu lockern.

Freie Meinungsäußerung und künstlerischer Ausdruck sind der Schlüssel, um lokale Geschichten über das Leben und die Kämpfe der Menschen zu erzählen, insbesondere derjenigen Gemeinschaften, die an den Rand gedrängt werden. Trans-Menschen in Pakistan haben nach wie vor keinen Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen und sind ständigen Schikanen, Stigmatisierungen und Gewalt ausgesetzt. Gegenwärtig gibt es gezielte Bemühungen, die Rechte zu beschneiden, die ihnen nach dem Transgender Persons Act zustehen, und eine Hetzkampagne, die Stigmatisierung und Gewalt gegen Trans-Menschen schürt und sie aktiv gefährdet.

Als das Gesetz verfasst wurde, hatte Pakistan eine der fortschrittlichsten Gesetzgebungen zu den Rechten von Trans-Personen weltweit. Damit hatte Pakistan die Möglichkeit, sich für die Rechte einer der am stärksten marginalisierten Gruppen einzusetzen, die in Südasien und weltweit eine große historische und kulturelle Bedeutung haben. Stattdessen werden die zunehmende Gewalt und Diskriminierung von Trans-Personen in Pakistan durch den hartnäckigen und tief verwurzelten Widerstand gegen ihre gleichberechtigte Stellung in der Gesellschaft weiter gefördert.“

Hintergrund

„Joyland“ ist der erste pakistanische Spielfilm, der in die offizielle Auswahl des Filmfestivals von Cannes aufgenommen wurde und dort den prestigeträchtigen Preis der Jury erhielt.

In einer Mitteilung vom 11. November widerrief das pakistanische Ministerium für Information und Rundfunk die Genehmigung für den Kinostart des Films, da er „höchst anstößiges Material“ enthalte, in dem die Beziehung eines Mannes mit einer Trans-Frau gezeigt werde.

Am 14. November setzte der Premierminister einen achtköpfigen Prüfungsausschuss ein, der über die Beschwerden gegen den Film beraten sollte.

Am 15. November kam der Ausschuss in einer Pressemitteilung zu dem Schluss, dass das Central Board of Film Censors (CBFC) „unverzüglich eine vollständige Prüfung“ durchführen muss, um eine endgültige Entscheidung über die Eignung des Films Joyland für die Aufführung zu treffen.

Allein im letzten Jahr (Oktober 2021 - September 2022) wurden 18 Trans-Personen in Pakistan getötet - die höchste Zahl in Asien. In dem kürzlich erschienenen Bericht „Pandemic or not, we have the right to live“ hat Amnesty International die Diskriminierung, Gewalt und Marginalisierung von Transgender-Personen in 15 Ländern, darunter Pakistan, dokumentiert, die sich auf dem Höhepunkt der Covid-19-Pandemie verschlimmert hat.