Die srilankischen Behörden müssen die Diskriminierung von LGBTI-Personen beenden, sagte Amnesty International heute, als die Menschenrechtsorganisation ein Comic Buch veröffentlichte, in dem die Kämpfe von LGBTI-Personen in Sri Lanka geschildert werden.
"Spectrum: Vier Geschichten über Diskriminierung von LGBTI-Personen in Sri Lanka" ist ein Comic, der vier wahre Geschichten darüber erzählt, wie LGBTI-Personen in Sri Lanka Diskriminierung und Gewalt erlitten haben im Alltag, vom Mobbing am Arbeitsplatz bis zur Belästigung durch die Polizei.
"Wegen sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität verfolgt zu werden, hat in unserer heutigen Welt keinen Platz, und dennoch sind Menschen in Sri Lanka weiterhin Diskriminierung, Missbrauch und einem völligen Mangel an Schutz wegen ihrer tatsächlichen oder wahrgenommenen sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität ausgesetzt", sagte Rehab Mahamoor, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Amnesty International.
Die Geschichten, die die Erfahrungen von Manju, Samanali, Kiruthika und Thenu in dem Comic zeigen, stellen die alarmierende und unterschiedliche Art und Weise dar, wie die Polizei mit Fällen umgeht, in denen LGBTI-Personen als Opfer wie Kriminelle behandelt werden. Das gesellschaftliche Tabu hat LGBTI-Personen bei der Arbeit, in ihrem Zuhause und ihren Schulen bestraft und ihre Fähigkeit beeinträchtigt, auf Dienstleistungen zuzugreifen, die für die Verwirklichung ihrer Menschenrechte von zentraler Bedeutung sind.
"Individuen dürfen nicht aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität diskriminiert werden, aber Sri Lanka hat kaum Fortschritte bei der Aufhebung der diesbezüglichen Gesetze erzielt. Es muss ein sichereres Umfeld für LGBTI-Menschen geschaffen werden, bevor sich die Situation in Sri Lanka weiterhin verschlechtert. Die Gesetze, die dies verhindern, müssen aufgehoben werden, und Schutzmaßnahmen, die zur Wahrung der Rechte von LGBTI-Personen beitragen, sollten unverzüglich eingeführt werden ", sagte Rehab Mahamoor.
1883 verabschiedeten die Briten, die die Kontrolle über die Insel Sri Lanka übernommen hatten, das Strafgesetzbuch, das als wichtigstes Gesetz definiert, was in Sri Lanka ein Verbrechen ist. § 365 und 365A untersagten "Geschlechtsverkehr gegen die Ordnung der Natur" und "grobe Unanständigkeit". Das Strafgesetzbuch gab keine spezifische Erklärung dafür, was dies bedeutete, aber diese vagen und zu weit gefassten 136 Jahre alten Kolonialgesetze werden noch heute gegen LGBTI-Personen in Sri Lanka angewendet.
Die Künstler Gimhani Galagedera, Madhri Samaranayake, Shenuka Corea und Akiel Surajdeen haben mit Amnesty International zusammengearbeitet, um Spectrum zu schaffen.
Hintergrund
Zusätzlich zu den Abschnitten 365 und 365 A verbietet Abschnitt 399 des Strafgesetzbuches "Betrug durch Identitätswechsel", was bedeutet, sich als jemand anderes auszugeben oder einer Person zu sagen, dass man jemand sei, der man nicht ist. Dieses Gesetz wurde häufig gegen Transgeschlechtliche angewendet, um zu behaupten, dass sie ein anderes Geschlecht "vortäuschen".
Eine andere Vorschrift, die "Vagrants Ordinance", ein 178 Jahre altes Gesetz, wurde überdurchschnittlich angewendet auf LGBTI-Personen, damit die Polizei sie in Gewahrsam nehmen und sie sogar ins Gefängnis stecken kann, um sie zu erpressen oder zu belästigen.
Die Verfassung von Sri Lanka schützt das Grundrecht auf Gleichstellung (Artikel 12). Bei der ICCPR (Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte, Anm. d. Übersetzers)-Überprüfung 2014 bestätigte Sri Lanka, dass Artikel 12 Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität verbietet. Bei LGBTI-Personen wird dieses Recht jedoch selten als Schutz herangezogen, und sie werden weiterhin aufgrund ihrer tatsächlichen oder wahrgenommenen Geschlechtsidentität und/oder sexuellen Orientierung schikaniert, ausgegrenzt und missbraucht.
Während seines dritten UPR (Allgemeines Periodisches Überprüfungsverfahren, Anm. d. Übersetzers)-Zyklus im November 2017 erklärte Sri Lanka, dass das Land "Maßnahmen ergreift, um das Recht auf Nichtdiskriminierung, unter anderem aufgrund der sexuellen Ausrichtung und der Geschlechtsidentität, zu gewährleisten". Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Verpflichtung zur Reform des Strafgesetzbuchs. Bisher wurden jedoch keine Reformschritte unternommen.